Kann man die Anzahl der Fehler in seinem eigenen Text gut schätzen, wenn man die Rechtschreibung nicht richtig beherrscht? Schließlich sieht man die Fehler nicht, denn sonst wäre man ja nicht schlecht in Rechtschreibung. Ein nicht ausreichendes Bewusstsein für die eigenen Schwächen sorgt dafür, dass Menschen grundsätzlich etwas zu optimistisch sind, wenn es um die Einschätzung des eigenen Wissens oder Könnens geht. Das stellt ein erhebliches Hindernis für die Selbstentfaltung dar, denn schließlich erkennt man nicht, welche Möglichkeiten sich jenseits des eigenen Horizonts bieten. Wie verschafft man sich also einen Einblick in das, was man noch nicht weiß, wie überschreitet man diese Grenze und welche Vorgehensweise führt zu wirklicher Innovation?
Die Entstehung neuer Zusammenhänge
Je mehr man weiß, desto besser ist man sich bewusst, was man nicht weiß. Das ist, vereinfacht ausgedrückt, die Basis der Wissenschaft. Traditionell beginnen Wissenschaftler ein Forschungsvorhaben damit, eine Motivation und eine Forschungsfrage zu formulieren, danach werden Daten gesammelt und Schlussfolgerungen gezogen und schließlich wird die Forschungsfrage beantwortet. Auf der Grundlage der Ergebnisse können dann wieder Anschlussuntersuchungen in Angriff genommen werden, und so wird die Welt immer wieder ein Stück klüger. Diese Art der Forschung stößt jedoch an die Grenzen des kreativen Denkvermögens der Wissenschaftler. Und sie reicht in unserer modernen, digitalen Welt oft nicht mehr aus.
Die Welt hat sich nämlich so verändert, dass auch die Forschung einer neuen Herangehensweise bedarf. Im Zeitalter des Internet der Dinge (IdD) sind viele Geräte mit Sensoren ausgestattet, die enorme Mengen von Daten generieren – auch als „Big Data“ bekannt. Die Wissenschaftler sind hierdurch gegenwärtig in der Lage, ihre Forschungsvorhaben mit der Sammlung und Analyse enormer Datenmengen zu beginnen. Sie untersuchen, ob Korrelationen und Kausalzusammenhänge zu finden sind und ziehen daraus Schlussfolgerungen oder stellen fest, welche Probleme und Herausforderungen sich damit lösen lassen. Diese Vorgehensweise steht der klassischen Forschungsstrategie diametral entgegen. So stoßen die Forscher eher auf Dinge, deren Existenz ihnen bislang nicht bewusst war, und so können neue Erkenntnisse zu (unerwarteten) Innovationen führen.
Analyse und Optimierung in der Praxis
Google versucht mit verschiedenen Tools, Verhaltensweisen zu analysieren. Anhand der Daten, die unter anderem über Google Calendar, Google Maps, die besuchten Websites und die eingegebenen Suchbegriffe erfasst werden, werden Profile von Einzelpersonen oder Personengruppen erstellt. Diese Profile vermitteln neue Erkenntnisse, auf deren Grundlage das Dienstleistungsangebot angepasst werden kann. Ein bekanntes Beispiel aus dem Bürobereich ist die Erkennung von Verhaltensmustern anhand von Daten, die von Sensoren erfasst werden. Es entsteht ein Einblick in Verhaltensmuster, Bewegungen und Vorlieben, wodurch die Büroeinrichtung und die User Experience der Anwesenden optimiert werden können.
Kurzum – die Entdeckung von Bereichen, Gebräuchen und/oder Verhaltensweisen, die noch nicht bekannt waren, liefert neue, wertvolle Erkenntnisse. Und offenbart damit Chancen, die den Organisationen einen innovativen Vorsprung im Wettbewerb bieten. Die Technologie ermöglicht es, Erkenntnisse zu vermitteln, die das menschliche Denkvermögen überschreiten. Um wirklich innovativ zu sein, ist es also wichtig, nicht vom Problem ausgehend zu denken. Lassen Sie sich von der Technik über die Grenzen des menschlichen Denkvermögens hinweg entführen, und werden Sie sich bewusst, was Sie noch nicht wissen!