Der durchschnittliche Arbeitsplatz ist schlecht auf die kommende Generation von Arbeitskräften – die App-Generation – abgestimmt. Das ist das Ergebnis einer kürzlich durchgeführten Untersuchung zu den Auswirkungen des nächsten Generationenwechsels am Arbeitsplatz. Zwischen den Erwartungen der Nachwuchsarbeitskräfte und der Realität, mit der sie bald am Arbeitsplatz konfrontiert werden, klafft offenbar eine große Lücke. Sollte das den Arbeitgebern Anlass
zur Sorge geben?
Es lässt sich nicht leugnen, dass zwischen den verschiedenen Generationen am Arbeitsplatz erhebliche Diskrepanzen bestehen. Die älteren Arbeitnehmer wuchsen noch im computerlosen Zeitalter auf und mussten sich selbst alle digitalen Fähigkeiten aneignen, während die jüngste Generation mit dem Smartphone in der Hand aufwächst und ständig online ist. In manchen Artikeln wird sogar behauptet, dass die Gehirne der „Millenniumskinder“ eine Evolution erlebt hätten und viel bessere Multitasking-Fähigkeiten besäßen. Gemein haben all diese Artikel, dass sie von einer Zweiteilung am Arbeitsplatz ausgehen und voraussetzen, dass sich die Arbeitgeber an die modernen Standards anpassen müssen, da die jüngste Generation der Arbeitskräfte sonst nicht produktiv genug sein kann.
Das bezweifle ich allerdings, denn schließlich haben sich unsere Gehirne Jahrmillionen lang Zeit genommen, bis zum heutigen Stand zu evolvieren. Und dann soll sich dank neuer Technologien innerhalb einer einzigen Generation eine weitere Evolution vollzogen haben? Biologisch gesehen erscheint mir das unmöglich, und darum meine ich, dass es sich hier nur um gelerntes Verhalten handelt. Ich glaube, die Zugehörigkeit zur Millenniumsgeneration ist keine Frage des Alters, sondern der Einstellung. Trotz ihres Rückstands gegenüber der jüngsten Generation sind auch ältere Arbeitnehmer gut in der Lage, sich selbst neue Fähigkeiten anzueignen. Auch wenn es vielleicht etwas länger dauert, da sie nun einmal nicht mit Internet und allen anderen digitalen Möglichkeiten aufgewachsen sind. Die jüngere Generation wird diese Fähigkeiten demnächst mit ins Büro bringen, während sich die Einrichtung der Arbeitsplätze oft noch an den Kompetenzen der heutigen Arbeitnehmer orientiert. Ob das zu Problemen führen wird?
Nicht umsonst vertreten fünfzig Prozent der heutigen europäischen Erwerbsbevölkerung die Auffassung, dass es mit Technologie am Arbeitsplatz selbst noch nicht getan ist, wie aus derselben Untersuchung hervorgeht. Oft hinkt die Technik am Arbeitsplatz der Technik, die wir uns im Alltag zunutze machen, hinterher, und darum halten wir Modernisierungsmaßnahmen durchaus für angezeigt. Das hat weniger mit dem Alter als vielmehr mit dem täglichen Benutzungskomfort zu tun. Je häufiger man bestimmte Technologien anwendet, umso besser lernt man, damit umzugehen. War der Versand einer einfachen SMS auf seinem ersten mobilen Telefon für meinen Vater noch eine mühselige Angelegenheit, so ist er gegenwärtig fast unlösbar mit seinem Smartphone verbunden.
Die Untersuchung ergab auch, dass zwischen den Erwartungen der jungen Generation hinsichtlich der technologischen Ausstattung und der Realität, mit der sie am Arbeitsplatz konfrontiert wird, eine große Diskrepanz herrscht. Die künftigen Arbeitnehmer sind geneigt, das Smartphone als unerlässliches Tool für die Ausführung ihrer Arbeit zu betrachten. Das ist weiter kein Problem, denn sobald sie die ersten Schritte im Arbeitsleben tun, werden sie von selbst feststellen, dass sich das Smartphone auch nicht für alle Arbeiten eignet und dass manche Aufgaben andere Tools erfordern. Die Gewöhnung an die Technologie ist also eine zweischneidige Sache. Auch die Millenniumsgeneration wird sich andere Fähigkeiten aneignen müssen, um optimale Leistung erbringen zu können.
Natürlich müssen sich die Arbeitgeber auf Veränderungen hinsichtlich der Bedürfnisse ihrer Arbeitnehmer einstellen. Schließlich gilt es, den Mitarbeitern immer – unabhängig von ihrem Alter – eine optimale Arbeitsumgebung zu bieten. Das Smartphone spielt beispielsweise eine überaus wichtige Rolle im Leben meines Sohnes, aber mein Vater holt inzwischen schon kräftig auf. Warum sollten die Arbeitnehmer im Büro dazu nicht auch in der Lage sein? Ich glaube, dass die Kluft zwischen den Generationen längst nicht so groß ist, wie oft behauptet wird.