Co-working space management

Macht Google es wirklich falsch? Vom Arbeitsplatzelend und anderen Misslichkeiten

Ein kürzlich in der Washington Post veröffentlichter Artikel löste bei Planon interne Diskussionen aus. In ihrem Artikel „Google got it wrong. The open-office trend is destroying the workplace“ (Google liegt falsch. Der Trend zum Großraumbüro zerstört den Arbeitsplatz), beschreibt Lindsey Kaufman ihre schlechten Erfahrungen mit der Umstellung auf die neuen, offenen Büroumgebungen.

Ehrlich gesagt, konnte ich es ihr nachfühlen, und meine erste Eingebung nach dieser Preisgabe ihres persönlichen Ärgers war, radikal den Kurs zu ändern und das Konzept des flexiblen Büros ganz aufzugeben. Wenn man aber einmal an all die Investitionen denkt, die wir bisher schon getätigt haben, ist doch eine gewisse Nuancierung angebracht.

Was kann dazu geführt haben, dass eine intelligente und motivierte Person so unglücklich wird? Ich habe den Artikel noch einmal gelesen und versucht zu analysieren, was hier schief gelaufen ist. Ohne den Anspruch erheben zu wollen, dies durch bloße Lektüre des Artikels begreifen zu können, lassen sich aus Lindsey Kaufmans Geschichte doch einige Schlussfolgerungen ziehen:

Zitat: „Chefs freuen sich, alles besser im Blick zu haben ...“
Das Flex-Konzept scheint im Unternehmen von Lindsey Kaufman als technokratische Maßnahme von oben auferlegt worden zu sein – rein mit Blick auf die Einsparung von Arbeitsplätzen. Der flexiblen Arbeit inhärent ist aber, dass sie den Mitarbeitern selbst mehr Autonomie ermöglicht, indem sie dort arbeiten können, wo es ihnen im Moment am besten passt.

Die Kehrseite der Medaille ist, dass dies einen anderen Führungsstil erfordert. Ein Management anhand der Präsenz reicht nicht mehr aus; es muss vielmehr auf Output und Transparenz basieren.

Zitat: „Ich verabschiede mich von 12 Augenpaaren, die meinen Weggang um 17.04 Uhr verurteilen“
Flexibler zu arbeiten kann auch bedeuten, dass die Arbeitszeiten flexibel sind. Wenn jemand das Büro verlässt, heißt das nicht automatisch, dass er sein Arbeitspensum für diesen Tag erledigt hätte. Oder vielleicht hat er es tatsächlich. Wenn Transparenz in Bezug auf Leistung und Erfolg herrscht, gibt es doch eigentlich nichts zu befürchten, oder? Das Traurige ist, dass Lindsey Kaufmans Unternehmen offenbar wirklich das Ziel verfehlt hat. Flexible Arbeit bietet bei gutem Management eine echte Chance auf eine gesunde Work-Life-Balance.

Zitat: „Den ganzen Tag über gab es ein Kommen und Gehen, Rufen und Lachen, untermalt von lauter Musik aus der Lautsprecheranlage“
Lindsey spricht von einem Störfaktor, der offenen Arbeitsumgebungen anhaften soll. Dieser Punkt wird unter den Arbeitsplatzdesignern noch diskutiert; hier wurden bereits beachtliche Fortschritte erzielt. Was ich Lindsey gerne fragen würde: Bieten die Räume in diesem Unternehmen keine Möglichkeiten für verschiedene Optionen und Einrichtungen? Moderne Bürokonfigurationen sehen unterschiedliche Arten von Arbeitsplätzen vor – Ruhebereiche für konzentriertes Arbeiten ebenso wie Räume für verschiedene Arten von Zusammenkünften usw. Wenn den Mitarbeitern die Möglichkeit geboten wird, von verschiedenen Arten von Arbeitsplätzen Gebrauch zu machen oder an ganz anderen Orten zu arbeiten, etwa zu Hause, dürften Frustrationen dieser Art schnell der Vergangenheit angehören.

Wichtig ist die Arbeitsplatzeffektivität

Lindsey Kaufman führt an, dass unter den neuen Arbeitsplatzkonzepten die Produktivität leiden könne. Und das zu Recht. Schon eine geringfügige Abnahme der Produktivität kann den finanziellen Business Case für flexible Arbeit vollständig zunichtemachen. Doch in den allermeisten Fällen hat dies nichts mit der Arbeitsplatzgestaltung an sich zu tun. In diesem Beispiel hätten ein oder zwei zusätzliche Wände Abhilfe schaffen können. Allerdings läge es eher auf der Hand, die Art des Managements einer näheren Betrachtung zu unterziehen. Neue Arbeitsweisen erfordern neue Führungsstile.

Für Real-Estate-, Facility-Management- und Human-Resources-Teams in Unternehmen wie dem von Lindsey Kaufman könnte es angezeigt sein, der „IFMA Workplace Evolutionaries community“ beizutreten. Dort sind viele Gleichgesinnte zu finden, die mit denselben Problemen kämpfen und nach besseren Wegen für die Versöhnung mit einem offenen Arbeitsplatz suchen. Und unterdessen haben wir noch jede Menge Spaß!

Diesen Artikel teilen