Groups of students discussing their studies inside the University building's hallway.

Ist das Internet der Dinge ein „Game Changer“ für das Gebäudemanagement und haustechnische Installationen?

Keiner anderen technologischen Entwicklung sehen Facility- und Maintenance-Manager so erwartungsvoll entgegen wie dem „Internet der Dinge“ (IdD). Mit Objekten, die mit dem Internet vernetzte Sensoren enthalten, wird es möglich, auf der Grundlage von Echtzeit-Daten zu handeln, und das bietet enorme Chancen. Ein Gebäude kann sich dann beispielsweise selbst an die Anwesenheit von Mitarbeitern oder an aktuell gemessene Temperaturen anpassen, wodurch die Wartungs- und Personalkosten minimiert werden. Alles offenbar große Vorteile, aber ist die Begeisterung berechtigt?

Eine elektronische Welt voller vernetzter Sensoren klingt futuristisch und hat natürlich einen gewissen Charme, aber koppeln wir denn nicht schon lange Maschinen, Objekte und Gebäudeleitsysteme an Informationssysteme, um auf diese Weise Messdaten zu sammeln und zu Analyse- und Regelungszwecken zu verwenden? Also ist das gar nicht so etwas Besonderes, wie mir scheint. Der Wirbel, den das IdD verursacht hat, erinnert mich sehr an die Aufregung um die „Cloud“. Die Cloud ist ebenfalls eine Erscheinung, die zu einem riesigen Thema aufgeblasen wurde, obwohl es sich faktisch um nicht mehr als ein Rechenzentrum handelt, das Automatisierungsdienste anbietet. Und auch das gab es schon im vorigen Jahrhundert.

Komfort und Einfachheit

Obwohl es also gar nichts Neues ist, überschlägt sich der Sektor geradezu vor Begeisterung über diese Entwicklung. Analysten von McKinsey prognostizieren sogar, dass 2025 schätzungsweise 1 Billion Geräte mit dem Internet verbunden sein werden und dass sich daraus ein wirtschaftlicher Mehrwert von 3 bis 6 Billionen Dollar ergibt. Obwohl die Anwendung selbst momentan als nichts Neues erscheint, ist ihre Basis sehr wohl innovativ, und genau darin liegt auch ihr Mehrwert. Während früher maßgeschneiderte Anwendungen notwendig waren, um Geräte miteinander kommunizieren zu lassen, wird die Kommunikation heute standardisiert und ist ihre Nutzung für die Endbenutzer eine Selbstverständlichkeit.  Neu sind der Komfort und die Einfachheit, durch die sich sowohl das IdD als auch die Cloud von ihren Vorgängern unterscheiden.

Für mich liegt das Versprechen des IdD in der Tatsache, dass Standards entstehen, mit denen Vernetzungen zwischen Objekt, Internet und Informationssystem out-of-the-box realisiert werden. Es sind keine Projekte mehr notwendig, um Anlage und Informationssystem aneinander zu koppeln. Die Milliarden von verbundenen Objekten (Geräte, Telefone, Computer und Sensoren) sind ungeachtet des Herstellers, Betriebssystems, Chipsets oder physischen Transports in der Lage, miteinander zu kommunizieren.

Gigantische Auswirkungen

Das IdD ermöglicht es, Echtzeitmessungen durchzuführen und sofort einzugreifen, wenn die Situation es erfordert. Das gilt beispielsweise für die „Just in Time“-Instandhaltung, die dafür sorgt, durch Messung des Zustands und der Nutzung von Wirtschaftsgütern unnötige Wartungstermine zu vermeiden und potenziellen Störungen proaktiv vorzugreifen. Das Technologieforschungsinstitut Gartner erwartet, dass das IdD erheblichen Einfluss auf die Arbeitsproduktivität und die Zahl der Arbeitsplätze haben wird. „2018 wird die elektronische Betriebsführung zu einer Halbierung der Zahl der Mitarbeiter in unterstützenden Prozessen führen und zugleich eine Verfünffachung der Zahl der Arbeitsplätze, die diese elektronische Betriebsführung möglich machen, bewirken.“

Das IdD wird gigantische Auswirkungen haben und sich vielleicht als „Game Changer“ für die Verwaltung von Gebäuden und haustechnischen Anlagen entpuppen. Wie mein Kollege Erik Jaspers schon früher vermutete, scheint sich das IdD zu einem Synonym für „smart“ zu entwickeln. Ob sich das bewahrheitet, bleibt abzuwarten. Es wäre jedenfalls dumm, überhaupt nichts damit zu tun.

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