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Kein böses Blut am Arbeitsplatz dank James-Bond-Technologie

Nanotechnologie in den Blutkreislauf injizieren, um den Aufenthaltsort und die körperliche und geistige Verfassung von Personen verfolgen zu können? Das klingt sehr nach Science Fiction. Im neuesten James-Bond-Film wird der Hauptdarsteller mit solchem „Smart Blood“ geimpft, wodurch er rundum überwacht werden kann und nirgendwo mehr unbemerkt bleibt. Für seinen Arbeitgeber mag das praktisch sein – für einen Spion ist es nicht gerade von Vorteil. Es erscheint noch futuristisch, aber auch an weniger spektakulären Arbeitsplätzen werden die Arbeitnehmer mit einer Vielzahl von Analysetools immer genauer überwacht. Ist diese Entwicklung zu begrüßen?

Gegenwärtig kann mit einer Vielzahl von Sensoren festgestellt werden, wie sich ein Mitarbeiter verhält, wo sich sein Telefon befindet oder welche Formulierungen er in seinen E-Mails verwendet. Mithilfe der so genannten HR Analytics soll ermittelt werden, welche Faktoren den perfekten Arbeitnehmer ausmachen. Arbeitgebern eröffnet das die Möglichkeit, mehr von ihrem Personal zu profitieren, aber was halten die Mitarbeiter selbst von dieser Entwicklung? Da inzwischen immer mehr Unternehmen Big-Data-Analysen vornehmen, um die Leistungsfähigkeit ihrer Mitarbeiter zu messen, stellt sich die Frage: Ist die Produktivität einer Arbeitskraft die Summe seiner Stimmung, seiner körperlichen Verfassung und der Zahl der Schritte, die er während der täglichen Arbeitszeit geht?

Freiwilliger Verzicht auf Datenschutz

Die Schattenseiten der Erfassung solcher persönlichen Daten liegen natürlich auf der Hand. Darum dürften die Arbeitnehmer in der Praxis wohl kaum bereit sein, dem Wunsch des Arbeitgebers, der ihre Leistungsfähigkeit und damit ihre Produktivität steigern will, ihr Recht auf Privatsphäre zu opfern.

Als Arbeitgeber sollte man die Sache also besser aus einer anderen Perspektive betrachten: Hüten Sie sich davor, das goldene Eier legende Huhn zu schlachten – bieten Sie Ihren Arbeitnehmern lieber optimale Bedingungen, sodass sie von selbst ihr Bestes geben. Inspiriert durch die „Quantified Self“-Bewegung, die es den Arbeitskräften selbst überlässt, ihren Gesundheitszustand und ihre Leistungen zu messen, entstand der Begriff Quantified Workplace: Wie schafft man ein Umfeld, in dem die Mitarbeiter gesünder, produktiver und engagierter arbeiten können?

Optimale Leistungsfähigkeit

Dabei werden außer den Leistungswerten auch verschiedene persönliche Faktoren gemessen, darunter Stress, Bewegung, Herzrhythmus, Schlaf oder soziale Interaktionen mit einem bestimmten Zweck. Hier geht es also nicht mehr darum, Arbeitnehmer zu kontrollieren, um ihre Produktivität zu steigern; das Ziel besteht vielmehr darin festzustellen, unter welchen Bedingungen sie optimale Leistungen erbringen können. Beispielsweise an welchem Ort oder mit welchen Kollegen, bei welcher Temperatur oder zu welchen Arbeitszeiten sie am leistungsfähigsten sind. Das verschafft auch einen Einblick in die Leistungsspitzen. Anhand dieser Erkenntnisse kann der Mitarbeiter selbst sein optimales Arbeitsumfeld gestalten, die besten Momente für Erholungspausen wählen und seine produktivsten Arbeitszeiten nutzen.

Das „Neue Arbeiten“ wurde seinerzeit entwickelt, um die Flexibilität und Effizienz der Arbeitskräfte zu fördern, wobei stark auf Kosteneinsparungen und effizientere Raumnutzung fokussiert wurde. Heute, wo wir besser denn je festzustellen können, in welcher Verfassung sich Menschen befinden, sind wir in der Lage, jedem Mitarbeiter einen individuell auf seinen Arbeitsstil und seine Persönlichkeit abgestimmten Arbeitsplatz zu bieten. Dabei sollten die IT-Ausstattung und die Arbeitsplatzeinrichtung so gewählt werden, dass sie Produktivität der Mitarbeiter und Prozesse tatsächlich fördern. Erst dann entsteht für die Organisation wirklich ein Mehrwert. Die „Smart Blood“-Technologie aus dem James-Bond-Film ist vielleicht doch noch etwas zu weit gegriffen, aber sie illustriert durchaus, in welche Richtung wir uns bewegen.

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