Ab 2019 wird sich auf dem Gebiet der Leasingbilanzierung einiges ändern. Das Financial Accounting Standards Board (FASB) und das International Accounting Standard Board (IASB) führen dann neue Standards ein. Damit ändern sich auch die Rollen der Immobilien- und Finanzmanager. Sie werden einander brauchen, um die Herausforderungen der neuen Standards bewältigen zu können.
Bis in die 1970er-Jahre war es gängige Praxis, dass Organisationen Eigentümer so gut wie all ihrer Betriebsmittel waren, von den Immobilien bis zum Fuhrpark. Da hierdurch relativ viel Geld in den Betriebsmitteln gebunden war, blieb weniger Liquidität für Geschäftsaktivitäten verfügbar. So entwickelte sich ein neuer Trend: das Leasing. Die Organisationen brauchten nun nicht mehr für große Investitionen zu sparen, und die Betriebsmittel, die nun gemietet wurden, erschienen nicht mehr als Verbindlichkeiten in der Bilanz. Dadurch stellte sich die Finanzlage auch auf dem Papier besser dar. Die neuen Standards für die Bilanzierung von Leasingverhältnissen bereiten dieser Praxis jedoch ein Ende. Im Interesse der finanziellen Transparenz müssen börsennotierte Unternehmen ab dem 1. Januar 2019 fast alle Leasingverträge in der Bilanz erfassen.
Neue Aufgaben durch neue Standards
Dadurch ändert sich der Aufgabenbereich des Finanzmanagers. Mietverträge, die für die Finanzbuchhaltung bislang wahrscheinlich weniger relevant waren, bekommen nun mehr Gewicht. Künftig geht es nicht mehr nur darum, was eine Organisation monatlich dem Vermieter zahlt; der Finanzmanager muss diese Zahlungen nämlich auch bei der Bewertung der Verpflichtung berücksichtigen und den Besitz in der Bilanz ausweisen. Das ist keine kleine Herausforderung. Während er bislang einfach anhand der Kosten der Mietverträge Bericht erstatten konnte, muss er nach den neuen Standards auch den Wert dieser Verträge und die zugrunde liegenden Daten offenlegen.
Und umgekehrt muss auch der Immobilienmanager ab 2019 viel stärker die finanziellen Auswirkungen berücksichtigen, wenn er Vereinbarungen über Leasingverhältnisse trifft. Er muss sich nicht mehr nur mit den direkten Kosten des Immobilienleasings befassen, sondern auch mit den Auswirkungen, die diese Kosten auf die Gewinn- und Verlustrechnung und die Bilanz haben.
Wer setzt das Puzzle zusammen?
Was müssen der Immobilien- und der Finanzmanager tun, um für die neuen Standards gerüstet zu sein? Für den Finanzmanager ist es wichtig zu wissen, worüber er Bericht erstatten muss. Natürlich könnte er sich sämtliche Leasingverträge, viele davon Dutzende von Seiten lang, selbst durchlesen, um sich ein Bild von deren finanziellen Auswirkungen zu machen. Sinnvoller aber ist es, sich an den Immobilienmanager zu wenden, der genau weiß, was in diesen Verträgen steht. Der Immobilienmanager seinerseits wird sich höchstwahrscheinlich nicht intensiv mit den Auswirkungen dieser Verträge auf die Bilanz auseinandergesetzt haben. Kurz gesagt: beide besitzen einen Teil des Puzzles, das es zusammenzusetzen gilt.
Zusammenarbeit als Schlüssel zum Erfolg
In der Praxis sind Immobilien und Finanzen zwei getrennte Welten. Die meisten Immobilienmanager sind nicht geneigt, sich intensiv mit den Bilanzierungsvorschriften zu befassen. Die Finanzmanager dagegen sind mit einem breiten Spektrum von Gesetzen und Rechtsvorschriften vertraut, von denen nur ein kleiner Teil die Immobilienwirtschaft betrifft. In diesem Fall wäre ein verbindender Faktor die effizienteste Lösung: jemand, der die Sprache sowohl des Immobilien- als auch des Finanzmanagers spricht. Es könnte also durchaus interessant sein, jemanden mit einem völlig neuen Tätigkeitsprofil einzustellen: einen Mitarbeiter, der sowohl mit dem Immobilien- als auch dem Finanzwesen vertraut ist.
Vor allem dann, wenn dieses Verbindungsglied fehlt, ist eine enge Zusammenarbeit zwischen dem Immobilien- und dem Finanzmanager der Schlüssel zum Erfolg. Ob es diese Zusammenarbeit denn noch nicht gab? Schon, denn in Immobilien ist natürlich viel Kapital gebunden – ein wichtiger Grund für beide Seiten, sich hin und wieder zusammen an den Tisch zu setzen. Da nun aber die Berichterstattungspflichten des Finanzmanagers zunehmen, ist er stärker als bisher auf den Immobilienmanager angewiesen, um alle Zahlen solide begründet in der Bilanz erfassen und stets aktualisieren zu können. Ohne gegenseitige Unterstützung rückt 2019 plötzlich doch schon sehr nahe!